Der Dalton Highway: Alaska Natur Pur

By Yasent Oliver

Driving in Alaska is an amazing experience – everyone who visits has to consider a road trip when planning a trip to Alaska!

Der Dalton Highway: Alaska Natur Pur


Zur Erschliessung und Versorgung der Erdölfelder in der Region Prudhoe Bay an der Beaufortsee und der Trans Alaska Pipeline wurde von 1974 eine 416 Meilen (670Km) lange Schotterpiste von Zentralalaska bis nach Deadhorse gebaut. Seit 1995 darf die Strasse in der ganzen Länge auch vom Privatverkehr befahren werden.


Nachdem wir ein paar Wochen auf der Kenai-Peninsula und in Zentralalaska unterwegs waren, zog es uns mit aller Macht nach Norden, den legendären Dalton Highway hoch an die Beaufort-See war unser Ziel. In Fairbanks füllten wir unsere Vorräte beim Lieblings Supermarkt Fred Meyer bis an den Anschlag auf, genossen noch einmal eins der gigantischen „Hot Sandwiches“ und ein „Starbucks Cafe XXL“, bunkerten Wasser, Benzin und ein paar Biere. Als letztes machten wir einen Abstecher zum „Prospector Outfitter“ (1512 South Cushman Street Fairbanks, AK, extrem gefährlicher Laden für die Reisekasse!) für die warmen Unterhosen und was der moderne Globetrotter im hohen Norden sonst noch so braucht; dann konnte es losgehen.


Der fettige Frühstücks- Doughnut im Magen meiner Navigatorin war für den Hulla-Hop Elliott Highway nicht wirklich die richtige Grundlage. Die geteerte Strasse windet sich die bewaldeten Hügel hinauf und hinunter, wirft Wellen, schüttelt sich und lässt unsere „Saufende Berta“ (23l/100km!) bei 60 M.P.H. schlingern wie ein Krabbenfänger auf hoher See. Amerikanische Pickup’s der Sorte „Heavy-Duty“ sind zu fahren wie ein rollendes Sofa, megabequem aber bedingt durch die Blattfederung und der „Honeymoon-Suite“ auf der Ladefläche mit einer lausigen Strassenlage. Wir sehnen uns nach der straffen Härte unseres Landrovers, schaukeln aber tapfer stetig gegen Norden. Nach 84 Meilen (135Km) , biegt der Elliot Hwy (2, ab hier Schotter) nach Osten zur Manley Hot Springs ab, Richtung Norden beginnt der Dalton Hwy (11)


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Sobald unser Mustang Gravel unter den Hufen hat, ist sie in ihrem Element, filtert alle Bodenwellen aus und bügelt Schlaglöcher einfach weg. Lange Staubfahnen künden die Peterbilt- und Mack-Trucks von weitem an, man ist gut beraten bei Gegenverkehr sein Tempo zu drosseln und ganz rechts an die Strassenschulter zu fahren. Die Pisten-Cowboys fahren unter Zeitdruck und legen ein deftiges Tempo auf der Piste vor, es können schon mal faustgrosse Steine von den Rädern hochgewirbelt durch die Luft fliegen, ade Windschutzscheibe! Zu weit nach rechts darf man aber auch nicht ausweichen, - die Alaskaner nennen dies netterweise „Soft Shoulder“ – es droht der Überschlag. Taucht ein Truck im Rückspiegel auf, bedanken sich die Driver für unsere Rückzugsstrategie an den rechten Fahrbahnrand beim netterweise grossräumigen Überholen mit einem Grinsen und der Fanfare. Der Dalton ist nicht für die Touris gebaut, das ist eine Working-Road und wir sind nur Beigemüse. Nach ein paar Meilen hat man aber den Dreh raus, die Breite der Strasse ausnutzen, seinen Weg zwischen den Schlaglöchern suchen und vor Kurven und Kuppen strikt rechts; so kann man entspannt durch die herrliche Landschaft cruisen und immer neue Bilder geniessen. Der Tempomat hat auf der Piste Pause, zu gefährlich bei diesem Untergrund. Unser iPod sorgt für die entsprechende Musik im Autoradio, links und rechts fliegen endlose Wälder vorbei und nach jeder Kurve tut sich ein neuer Horizont auf, fast wie im Autokino! Für uns Europäer sind die Dimensionen fast nicht begreifbar, ausser dem silbernen Band der Pipeline und der Road gibt es über hunderte von Kilometern kein Zeichen für die Einwirkung der Menschheit. Zu wissen, dass sich nach Osten und Westen endlos nichts als unberührte Wildnis erstreckt gibt uns ein gutes Gefühl, hier hat die Natur noch Platz.


Campingplätze sind hoch im Norden Alaskas dünn gesät, so ist die Suche nach einem Nachtlager nicht ganz einfach. Wir finden mit etwas Glück einen kleinen Pfad der von der Piste wegführt und nach ein paar hundert Metern an einem schönen See endet. Eine kleine Erkundungstour zu Fuss, ein lustiger Besuch von den Bibern, das Lagerfeuer und der schöne Sonnenuntergang runden den ersten Tag auf dem Dalton ab. Dunkle Wolken beim Einnachten lassen nichts Gutes erwarten, mal sehen was der nächste Tag bringt.Nachdem es die ganze Nacht geregnet hat, ist am Morgen die Piste richtig schön verschlammt und als Alternative zu der gestrigen Staubfahne ziehen wir nun eine Schlammschleppe hinter uns her. Die Piste wird zur Rutschbahn und die Kurven und Abfahrten lassen den Adrenalinspiegel im hohen Bereich rotieren. Fährt man zu langsam hat man als Rückmeldung am Lenkrad „Zäher Honig!“, geht man die Sache etwas forscher an meldet der Hintern „Alarm! Kontaktverlust bevorstehend!“ Selbst die Hardcore-Trucker sind heute etwas langsamer, mir macht die Sache langsam aber Spass… (Merke: Greift die Beste aller Navigatorinnen - Billy - nach dem Griff an der A-Säule biste zu schnell!) Wir sind ein tolles Team und wähnen uns zeitweise an der Rallye Berlin-Breslau. Der Scheibenwischer schaufelt das Nass zur Seite, wir erahnen arktische Wälder rundherum und befinden uns in einem eigenen Universum ohne Zeit und Distanzgefühl. Heute ist der Weg das Ziel, nur das GPS bestätigt das wir dem Etappenziel Yukon-Crossing näherkommen.


Die Brücke über den mächtigen Yukon River ist die einzige in ganz Alaska die den Strom überspannt und war beim Bau eine grosse Herausforderung für das Konstruktion- und Montageteam. Vom südlichen Steilufer fällt die Brücke in einer steilen Rampe auf das gegenüberliegende flache Ufer ab, man sollte bei so rutschigen Verhältnissen den Rat „Use Low-Gear“ wohlweislich beherzigen. Das Roadhouse ist ein Muss, einerseits sind die Portionen nach Truckermass und nur hier bekommt man den Sprit für die Weiterreise. Auf dem Dalton hat es nur drei Tankstellen: Yukon Crossing (140Mi, 224Km ab Faibanks), Coldfoot (119Mi 190Km ab Yukon Crossing), Deadhorse (239Mi 382Km ab Coldfoot) Da die Pickups in den Staaten sehr schlechte Trinkgewohnheiten haben und die Gravelpisten ihren Tribut fordern, ist es ratsam wo immer möglich vollzutanken! Zum Bau der Brücke, dem Hwy und der Pipeline hat es hier Infotafeln, lesenswert (Vis a vis vom Roadhouse unter der Pipeline durch) Nachdem die Speicher bei Car und Besatzung wieder voll sind brauchen wir noch Frischwasser und eine Dumping-Station. Auf dem ganzen Dalton Hwy ist das "Dumping" offiziell nur bei "Five Mile" kurz nach Yukon Crossing möglich! Der öffentliche Campground (BLM) daneben lädt nicht wirklich zum Bleiben ein...

Wir schlingern weiter nach Norden, die Piste verläuft mal links, mal rechts neben der TASP und das Wetter wird langsam etwas besser. Einzelne Abschnitte sind recht steil, kein Wunder dass es v.a. im Winter immer wieder zu tödlichen Unfällen kommt. Unsere Bewunderung für die Truckdriver wächst bei jedem Kilometer, die Vorstellung bei -40°C im Schneesturm einen 40 Tönner hier durch zusteuern lässt uns Schaudern.


Es klart weiter auf und die Piste wird langsam trocken. Sobald wieder Sonnenlicht auf die Landschaft fällt kommen die schönen Farben des Arktischen Herbsts hervor, es locken die Wanderschuhe... Einfach wird das nicht, das Unterholz ist sehr dicht und Pfade hat es einfach keine. Wir bleiben immer in der Nähe der Strasse, sich hier zu verirren ist ganz schnell geschehen. Viel besser geht das Wandern bei MP 98, Finger Mountain. Schon seit langer Zeit ist dieser Ort der Menschheit bekannt, es wurden in der Region Prähistorische Artefakte gefunden. Auf diesem Höhenrücken mit toller Aussicht bekommt man kalte Ohren, auf das Damenklo (Plumps wie immer) wurde geschossen. Die Pipeline wurde hier in den Boden versenkt, ob wegen der tollen Aussicht oder aus klimatischen Gründen wissen wir nicht. Der Landschaft tut dies jedenfall gut. Bei MP 115 (60 Mi. 100km nach Yukon Crossing) überquert die Strasse den Polarkreis, hier hat es auch einen recht schönen BLM Campground mit Plumpsklo, kein Wasser.


Je nach Höhenlage verschwinden die Nordic Sprue ganz und die baumlose Tundra zieht uns mit magischer Schönheit in den Bann. So weit im Norden haben Wälder keinen kommerziellen Wert, wenn es brennt wird nur gelöscht bei Gefahr für die Pipeline. Im Freien pfeift uns ein eiskalter arktischer Wind um die Ohren, in Europa auf gleicher nördlicher Breite sorgt der Golfstrom für wesentlich milderes Klima. Hier können wieder die Wanderschuhe montiert werden, tut gut die Beine nach vielen Pistenkilometern zu bewegen! Partiell sind einzelne Abschnitte geteert, eine Erholung für den Driver. Mit dem guten Wetter erwachen auch die Lebensgeister, die Tundra zeigt sich von der schönsten Seite.Die Strasse bringt uns einen eigenen Rhythmus, des öftern fahren wir an den Strassenrand einfach nur zum Staunen und die Landschaft wirken zu lassen. Eine freundliche Fanfare kündet den nächsten Truck an, nett diese Vorwarnung vor den fliegenden Steinen. Es ist keine Sekunde langweilig, grosse Tiere sind im Gegensatz zum Dempster Hwy weiter östlich zwar rar, entschädigt werden wir aber mehr als genug durch die geniale Natur. In Alaska ist Jagdsaison und Jagen (oder einfach Ballern?) scheint eine allgemeine Freizeitbeschäftigung zu sein. Die Tiere haben das wohl verinnerlicht und meiden in dieser Zeit die Wildnissstrassen: Gut So!


In regelmässigen Abständen sind Werkhöfe für den Unterhalt an der Strasse. Teams arbeiten in den wenigen Sommermonaten rund um die Uhr um die Gravelroad "im Schuss" zu halten. In diesen Werkarealen ist weder technische Hilfe noch Sprit oder Wasser für den Privatverkehr erhältlich, bei Pannen ist man auf sich selbst oder allenfalls Hilfe anderer Reisenden angewiesen. Falls man von Fairbanks, Yukon Crossing, Coldfoot oder Deadhorse aus abgeschleppt werden muss, wird es richtig teuer: 5$ pro Meile sei der übliche Tarif. Ausser bei den o.g. Stellen hat es auch kein Telefon, Handys sind eh nutzlos... Mit dem Auto-Vermieter vorgängig abklären wie denn das so bei einer Panne auf dem Dalton Hwy sei scheint uns eine wichtige Reisevorbereitung!


Knapp in der Mitte des Dalton Hwy liegt der "Ort" Coldfoot,(175 MP) ein Mini-Nest mit eigenem Post-Office, Service-Station, Posten der State Troopers und topmodernem "Arctic Interagency Visitor Center." (Ende May bis Anfang September, jeden Tag 10 a.m. -10 p.m.) Neben einer Ausstellung über die arktische Region, Info's und präzisen Topo-Karten über den "Gates of the Arctic National Park" bekommt der Reisende von kompetenten, sehr netten RangerInnen viele Informationen über Fauna und Flora, Treckingtips und Verhaltensregeln im Backcounty. In den NP kommt man nur per Flugzeug oder allenfalls in tagelangem Trecking. Ein wunderbarer Kanonenofen produziert wohlige Wärme, Bücher laden zum Schmökern und das stille Örtchen hat schon 5* Niveau. Wir geniessen die Gastfreundschaft und verplaudern einen halben Tag, nette Leute in Alaska! Nach weiteren 5 Mil. kommt der BLM Campground Marion Creek (MP 180), sehr schön und perfekt mit Plätzen für RV's und Zelten, Feuerholz, Wasserpumpe, Plumpsklo und am Ende der Saison fast leer (27 Plätze) Bei MP 189 zweigt eine Piste nach Wiseman ab, einem "Historic Village" aus Goldgräberzeiten. Hier leben ganzjährig Menschen von und mit der Natur, also kein Museumsdorf!


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Entlang des Sukakpak Mountain, einem fotogenen Felsriegel (1350M) folgen wir der Road weiter nach Norden, der Brooks Range entgegen. Die kümmerlichen Bäume werden immer weniger, die Landschaft ist ein Traum in Rot, Gold und Brauntönen überspannt vom leuchtend blauen arktischen Himmel. Die Moskitos sind zum Glück schon alle erfroren, ein unschätzbarer Vorteil bei Reisen im arktischen Herbst! In Ost - West Richtung zieht sich zwischen dem 67° und 68° Breitengrad ein Gebirge quer durch Alaska, mit knapp 2500m Höhe viel niedriger als die Alaska Range, aber nicht minder eindrücklich. Bei MP 235 steht die "Farthest North Spruce" Der noch etwas nördlicher stehende Baum wurde 273 Jahre alt , 2004 von einem "Hirni" leider abgesägt. Nach dem nördlichsten Bahnhof (Norwegen), der nördlichsten ganzjährig im Freien stehenden Palme (Schottland) dem nördlichsten weis ich was nun ein weiterer Milestone....Der Atigun-Pass (1463m) ist die Schlüsselstelle der TASP und der Arctic Road, hier toben Schneestürme der ganz besonderen Art, direkt vom Nordpol kommend. Uns war die Wetterfee hold und wir genossen die Szenerie und den Schwerverkehr. Die Rampe zum Pass ist so steil, dass die schwerbeladenen Trucks nur im Schritt-Tempo vorwärtskommen, obwohl kein ausgesprochener Fan der schweren Laster ein wirklich eindrückliches Schauspiel.


Auf der Passhöhe machen wir einen weiteren Halt für Panaorama Fotos. Hier verläuft die Pipeline wieder unter dem Boden, nur die "Kühler" ragen heraus. Man wird auf der ganzen Strecke immer wieder darauf hingewiesen dass man gefälligst von der Pipeline Abstand halten soll, irgendwas mit FBI usw. Obwohl die Zufahrtsroads zum Rohr verlockend für ein Abendcamp in der Landschaft sich anbieten, ist dies strengstens verboten... Nun ja, dia Paranoia der Amis kennen wir nun schon genügend und halten uns an die Spielregeln. Kaum haben wir das Stativ aufgestellt (100m von der Pipeline weg) und die Szenerie rundherum genossen, knattert es am Himmel und der Heli der Security erscheint über uns. Zufall? Video??


Nachdem Pass zieht sich die Gravel-Road durch ein weites Hochtal und führt nach einigen Meilen an der Pumpstation Nr.4 vorbei, ein riesiger Industriekomplex mitten im Nirgendwo. Hier wird das Rohöl, das mit ca. 50°C und 6 Km/h durch die Pipeline rauscht, für den Pass erneut unter Druck gesetzt. Leider darf man die Station nicht betreten, schon von aussen ein gewaltiges Ding. An einem Berghang sehen wir Dallschafe die karge Vegetation abweiden, leider sind die Tiere so scheu und schnell dass wir nicht wirklich nahe kommen können. Die Vegetation ist nicht "Wanderfreundlich", das zähe, bis an die Hüfte reichende Birken- und Erlengestrüpp macht uns echt zu schaffen... Bei MP 275 zweigt eine Stichstrasse zum Galbraith Lake Airstrip ab, hierhin wird das Personal der Pumpstationen 3 und 4 eingeflogen. Am Airstrip vorbei kann man auf einer miesen Piste 4 Km weiterfahren und kommt zu einem weiteren BLM Campground, ausser einem Plumsklo keine Infrastruktur aber eine geniale Lage!! Wir bauen unser Nachtcamp auf, geniessen herbstliche Temperaturen (7°C) bei Sonnenschein und lassen uns von der Brooks Range und dem wunderschönen See bezaubern. Bei einer kleinen Fotopirsch zur Lockerung der Beine begegnet uns eine Gruppe von Rock Ptarmigan (Felsen Schneehuhn), von den Einheimischen liebevoll "Chicken" genannt. Die Tarnung ist perfekt, die Vögel sind in der Tundra kaum auszumachen.

Zurück im Camp fläzen wir uns in die Campingsessel und planen die Treckingtour des nächsten Tages. Wir wollen das gute Wetter ausnutzen und ein Quertal hoch zu einem Gletscher auf ca. 1500m wandern. Da wir das Gelände schon erlebt haben wird das wohl eine Tagestour... Bei den Vorbereitungen zum Nachtessen taucht die Sonne die Berggipfel nochmals in ein goldenes Licht. Knapp über unsere Köpfe knattert eine einmotorige Cessna, sinkt tiefer und verschwindet hinter dem nächsten kleinen Hügel, wir befürchten dass der Pilot die nahe Landepiste verfehlt hat und eine Bruchlandung nahe am Lager vornehmen musste. Durch das Gebüsch eilen wir zur vermuteten Absturzstelle und sind völlig verblüfft auf dem mit kopfgrossen Steinen bedeckten Rumpelsträsschen die unversehrte Cessna zu sehen. Ein junger State Trooper in voller Montur mit Handschellen, Pistole, kugelsicherer Weste und Bärenspray am Gürtel klettert heraus und lacht über unsere verdutzten Gesichter, er könne mit seinen Ballonpneus überall landen. Freundlich aber bestimmt fragt er nach dem Woher und Wohin, taut aber bald auf und lässt sich auf einen freundlichen Tratsch ein. Er sei auf einem Patrouillen-Flug von Deadhorse aus und habe unser Auto in der Pampa gesehen. Er müsse uns warnen, in der Nacht komme der erste Schneesturm des Jahres mit viel Schnee und v.a. Kälte. Die Strasse werde vereisen und ohne Winterpneus (haben "nur" AT) und Ketten (haben wir def. nicht) sei die Stecke nach Deadhorse extrem gefährlich oder für ein paar Tage unpassierbar!


Uns fällt die Kinnlade nach unten, Winterbeginn am 31. August... Dieses Jahr komme der Winter einen Monat früher als gewohnt, ob das auch schon eine Folgen der Klimaerwärmung ist? Nach einer halben Stunde wissen wir genug voneinander, der Bärenspray ist für die bösen Buben und die Hochzeitsreise nach Zermatt "was great"; er will zurück ins warme Zuhause vor dem Sturm. Wie gesagt, sehr sehr nette Leute in Alaska! Ein kurzer Anlauf, zwei, drei Hüpfer auf den Ballon-Pneus und wie vom Trampolin aus springt das Flugzeug in die Luft, so etwas haben wir noch nie gesehen!


Zwei Stunden später sinkt das Thermometer schlagartig um 15°C und der Wind bringt pfeifend die ersten Flocken. Während der Nacht rüttelt und heult es ohne Unterlass um unsere Honeymoon-Suite, am Morgen ist die Türe völlig vereist und lässt sich kaum mehr öffnen. Schweren Herzens aber halt vernünftig entschliessen wir uns dem Rat des Troopers zu folgen und statt einer Wanderung die nächste Etappe zurück nach Süden unter die Räder zu nehmen. Wir haben noch fast sechs Wochen Reisezeit vor uns und wollen nicht in der North Sloope steckenbleiben. Adieu Prudhoe Bay, tschüss Moschusochsen und Caribous, wir kommen ein anderes Jahr zurück, versprochen! Die Fahrt zurück über den Pass nach Süden ist nicht ganz einfach, obwohl wir auch in den Bergen wohnen kennen wir hartgefrorene und spiegelglatte aber schneefreie Strassen dieser Art nicht wirklich. Unsre Berta kämpft sich mit durchdrehenden Rädern den Berg hoch, Winterreifen wären kein Luxus. Scheint als ob der Rat des Troopers richtig war... Auf der Passhöhe tobt der Wind schneidend ins Gesicht, Nordpol lässt grüssen!


Ps: 10 Tage später treffen wir Bekannte in Fairbanks, die Strasse von Deadhorse nach Süden durch die North Slope war 4 Tage völlig vereist und Sie steckten am Eismeer fest. Im Nachhinein doch gute Entscheidung, obwohl wir noch Tage traurig über die Umkehr waren. Wie so oft auf unseren Reisen im Norden: Das Wetter führt die Regie. Kaum über den Pass zurück nach Süden tauchen wir wieder in den Herbst ein. Luftlinie nur 45 Km. vom Winter entfernt lacht die Sonne und lässt die Tundra aufleuchten, gerade das Richtige um die Abschiedstrauer in die Schranken zu weisen. Entlang des North Fork Chandalar River, einem Quertal des Dietrich Rivers, wandern wir direkt ins Paradies. Temperaturen um die fünf Grad und ein Hochtal wie aus dem Reisprospekt locken zu einer ausgedehnten Tour. Kein Zeichen der Menschheit weit und breit und eine Aussicht vom Berghang die uns den Atem nimmt: So schön kann die Welt sein! Die Farben des Herbstes zeigen sich nochmals von ihrer besten Seite, wie wenn die Landschaft sich vor dem Winter verabschieden möchte. Frisch verschneite Gipfel mit der Kombination von roten und gelben Tönen dazu der Kontrast der dunklen Steine; kein Maler könnte dies besser erfinden. Was wohl Monet daraus gemacht hätte? Die Landschaft scheint sich wie vor 10'000 Jahren vor uns auszubreiten, unverändert, unvergänglich. In Merino-Thermowäsche, Fleece-Schichten und Gore-Tex gehüllt denken wir an die armen Kerle vor tausenden von Jahren: Ein paar Felle und viel nackte Haut! Tough Girls and Boys. Fast vermeinen wir Mammutherden, Moschusochsen und Bären zu sehen die das weite Land bevölkert haben, gleich hier unten ziehen die Tiere durch. Der Späher alarmiert die Jagdgefährten, die Speere und Keulen liegen griffbereit... Der kalte Hinter reisst mich aus den Träumen, wir haben 2009, kein Tier weit und breit. Ob wir wohl zu laut und falsch singen? Die Grizzlys jedenfalls machen sich rar...


Total müde aber wunschlos glücklich freuen wir uns über die Wärme in unserem rollenden Heim, das Wandern ohne Weg und Steg geht in die Beine! Nach diesem wundervollen Tag und der happigen Wanderung wurde es langsam Zeit für die endgültige Rückreise nach Fairbanks. Obwohl wir nochmals die genau gleiche Strecke fahren mussten, erschien mir die Landschaft wieder komplett anders, kann natürlich auch an meinem Kurzzeitgedächtnis liegen... Es gäbe noch ganz viel zu erzählen, vom Grizzly der uns nur kurz das Hinterteil aus dem Dickicht zeigte und nach zwei Sekunden spurlos verschwand oder der netten Lady vom Strassenbautrupp die unsere Musik mochte und die breiten Hüften im triefenden Ölzeug gekonnt kreisen lies. Der Oversize-Konvoi der stundenlang unser Reisetempo bestimmte, den 250 Km Eiertanz während die Sintflut uns zur Arche machte; Alan Parson's Musik "Time Machine"die er sicherlich extra für uns und den Dalton Hwy gemacht hat, ein Hamburger XXL mit allen Schikanen und Beilagen in Yukon Crossing die den Piloten über Stunden Rumpelpiste noch begleitete...


Um ein Ende zu finden: Der Dalton Hwy ist und bleibt für uns eine der tollsten Traumstrassen der Welt!! Wer die Einsamkeit und ein Schuss Abenteuer liebt, findet hier sicherlich die Erfüllung, es braucht zwar manchmal eine gewisse Leidensfähigkeit doch wird man reich entschädigt. Keine Strasse für Herr und Frau Jedermann und das ist gut so. Wir haben uns fest vorgenommen in nicht allzu ferner Zukunft nochmals hierher zu kommen und die letzten 140 Meilen bis ans Eismeer auch noch unter die Räder zu nehmen.


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